Funktionen von Filmmusik

Funktionen von Filmmusik kennenlernen und zuordnen

„Musik und Bild – das ist Film.“ Mit diesen Worten bringt Regisseur Tom Tykwer die Bedeutung von Musik für den Film auf eine griffige Formel. In Lola rennt kommt alles zusammen: Jazz, Techno, zeitgenössische Musik, Popmusik der 80er Jahre, Klassik und "klassische Filmmusik". Die Beatstruktur mal Pulsschlag, mal tickende Uhr. Hypnotisierende, fast schlafwandlerische Sprech-Gesänge von Franka Potente. Dann wieder orientalische Anklänge, ein Gong wird zum Startsignal für eine Szene, treibende afrikanische Trommelrhythmen unterlegt mit Gesängen, die an Qawwali-Musik erinnern, die devotionale Musik der pakistanischen Sufis. Aber welche Funktionen sollen diese Musikstücke in Bezug auf die Filmbilder erfüllen?

Filmmusik ist funktional, d.h. sie hat die Aufgabe dem Film zu „dienen“, die Filmbilder klanglich zu unterstützen, zu intensivieren und auch zu komplementieren. Sie wird eingesetzt, um die Wahrnehmungen der Zuschauer zu steuern und den filmischen Kontext zu vermitteln. Um die Funktionen der Filmmusik zu untersuchen, müssen deshalb auch immer die Aufgaben, die sie konkret an den jeweiligen Stellen im Film übernehmen, mit betrachtet werden.

Die dramaturgische Funktion
übernimmt Filmmusik beispielsweise, wenn sie Personen und Schauplätze charakterisiert, Stimmungen ausdrückt oder Spannung erzeugt. Auch bei der Gestaltung von Zeitebenen in Form von Rückblenden (Flashback), Vorausschauen (Flashforward) oder Parallelhandlungen bietet die Filmmusik dem Zuschauer häufig eine Orientierungshilfe. Filmmusik in seiner dramaturgischen Funktion gibt einen Kommentar zur Handlung eines Filmes ab.

Die syntaktische Funktion
erleichtert dem Zuschauer das Verstehen der Struktur eines Filmes, indem Sequenzen zueinander in Beziehung gesetzt werden. Filmmusik kann Schnitte, Einstellungen oder Bewegungen akzentuieren und Szenen zusammenführen oder auch abgrenzen. Mit der syntaktischen Funktion wird Filmmusik ein Element der Erzählstruktur.

Expressive Funktion
bezieht sich auf das emotionale Erleben der Zuschauer und soll die Distanz zur Filmhandlung mildern. Sie wird meist als die am meisten bewusste und auch wichtigste Funktion von Filmmusik angesehen und hilft den Zuschauern, die Handlung auf die gewünschte Weise zu verstehen und zu interpretieren. Filmmusik hat einen expressiven Charakter, wenn dadurch die Atmosphäre einer Szene generiert, verdichtet und charakterisiert wird.

Vgl. dazu z.B.
Kloppenburg, Josef (Hrsg.) (2000). Musik multimedial. Filmmusik, Videoclip, Fernsehen (Handbuch der Musik im 20. Jahrhundert; Bd. 11), Laaber: Laaber
Bullerjahn, Claudia (2001). Grundlagen der Filmmusik, Augsburg: Wißer
Maas, Georg & Schudack, Achim (1994). Musik und Film – Filmmusik, Mainz: Schott
Pauli, Hansjörg (1993). Funktionen von Filmmusik. In: Helga de la Motte-Haber (Hrsg.). Film und Musik, Mainz: Schott

Aufgabe 1

In den meisten Fällen übernimmt die Filmmusik mehrere Funktionen, deren Einschätzung auch von der Erfahrung und dem Empfinden der Zuschauer geprägt wird.
  1. Hören Sie sich die Filmausschnitte an und entscheiden Sie selbst, welchen Funktionen Sie welchen Stellenwert zuordnen. Ziehen Sie dazu die Regler entsprechend und vergleichen Sie Ihre Ergebnisse untereinander.

TC: 00:11:56 – 00:13:01


Dramaturgische Funktion

Syntaktische Funktion

Expressive Funktion

TC: 00:56:10 – 00:56:50


Dramaturgische Funktion

Syntaktische Funktion

Expressive Funktion

TC: 01:00:29 – 01:01:21


Dramaturgische Funktion

Syntaktische Funktion

Expressive Funktion