Szenenanalyse

Transzendente Motive und Symbole in einer Filmszene erkennen und deuten

In ihrem dritten und letzten Lauf hat Lola alle ihre Möglichkeiten, Manni zu helfen, ausgeschöpft. Verzweifelt formuliert sie ein Stoßgebet – und erhält tatsächlich überraschend Hilfe.

Symbole (griech. Sinnbild) sind Bedeutungsträger, die stellvertretend für etwas anderes stehen und deren Bedeutung erlernt werden muss. So steht beispielsweise das Kreuz als Symbol für das Christentum. Auch Buchstaben, Verkehrszeichen oder die Ziffernblätter von Uhren sind Symbole, die als Sinnbilder stellvertretend für einen höheren Bereich stehen.

Motive sind erzählerische Bausteine, die sich als kleine stoffliche Einheiten in einem Filmtext signifikant wiederholen und auf den gesamten Film beziehen. Ein Motiv kann z. B. ein Objekt, eine Farbe, ein Ort, ein Geräusch, eine Melodie oder auch eine bestimmte stilistische Verwendung der Kamera sein.

Einzelne Elemente im Film können damit sowohl die Rolle von Symbolen wie auch von Motiven übernehmen.
Der Terminus Symbol wird im Allgemeinen für Bedeutungsträger (Zeichen, Wörter, Gegenstände, Vorgänge etc.) verwendet, die eine Vorstellung bezeichnen (von etwas, das nicht gegenwärtig sein muss). Welche Vorstellung dann mit dem Wort „Symbol“ konkret gemeint ist, wird in den verschiedenen Anwendungsgebieten genauer und zum Teil sehr unterschiedlich definiert.

Alle Religionen drücken Kerngedanken in Symbolen aus, zum Beispiel das Rad (als Symbol der ewigen Wiederkehr), das Kreuz (als Symbol für das Leiden und Sterben Jesu, aber auch der Versöhnung mit Gott), der Weg (als Symbol der Lebensgeschichte oder der Lebensführung).

Auch eine Zahlensymbolik durchzieht das theologische Denken, deren Grundlage die Drei als Zahl der Dreieinigkeit und der theologischen Tugenden (Glaube, Liebe, Hoffnung), und die Vier als Zahl der Welt bilden. Es gibt vier Tages- und Jahreszeiten, Himmelsrichtungen, Elemente, Lebensalter, vier Ströme des Paradieses (Euphrat, Tigris, Pison, Geon), als Männer mit Wasserkrügen zum Beispiel am Taufbecken des Hildesheimer Doms abgebildet. In der Vierzahl kommen auch die großen Propheten und die Evangelisten vor. Drei und vier ergeben addiert sieben, multipliziert zwölf. Im Christentum hat die Sieben eine vielfältige Bedeutung; sie wird hier als Kombination der göttlichen Trinität (Drei) mit der Welt (den vier irdischen Elementen) gedeutet. In der Offenbarung des Johannes, einem Brief an sieben Gemeinden, in dem die Apokalypse vorhergesagt wird, wird die Sieben 54-mal genannt: Das Buch mit sieben Siegeln, die sieben Posaunen, die jeweils eine weitere Endzeit-Erscheinung einläuten, sieben Schalen, sieben Plagen, ein siebenköpfiges Tier. In der Siebenzahl treten auch die Tugenden und die Todsünden auf. Es gibt die zwölf Stämme Israels und damit zusammenhängend die zwölf Apostel.

Religiöse Symbole sind konstitutive Elemente religiöser Identifikation, Sprache und Handlungen. Jede „religiöse Sprache“ ist im Wesentlichen symbolisch, weil die Religion sich ja meist auf eine Wirklichkeit bezieht (Transzendenz), die die vordergründig sichtbare Wirklichkeit übersteigt (transzendiert).
Filmmusik ist die Musik, die die Bilder eines Films begleitet. Sie kann aus bereits existierenden musikalischen Werken arrangiert oder eigens für den Film komponiert werden (engl. scores). Charakteristisch für Filmmusik ist eine inhaltliche und funktionale Verbindung zwischen Bild und Musik, die die Stimmungs- und Gefühlsebene eines Filmes unterstützen soll.
Kamerabewegung (engl. camera movement): Es werden drei Haupttypen von Kamerabewegungen unterschieden, welche jeweils in weitere Kategorien unterteilt sind:

  1. Bewegungen mit einer Kamera, die fest auf einem Stativ montiert ist (fixierte Kamera):
    Schwenk: Die Kamera bewegt sich entlang ihrer horizontalen Achse, entweder von links nach rechts oder umgekehrt. Ein besonders schneller Schwenk, der das Bild unscharf erscheinen lässt, wird Reißschwenk genannt.
    Kippen (Neigen): Die Kamera bewegt sich entlang ihrer vertikalen Achse auf oder ab und verändert so die Kameraperspektive.
    Rotation (Rollen): Die Kamera rotiert entlang einer gedachten Linie zwischen sich und dem gefilmten Objekt.

  2. Die sich bewegende Kamera (mobile Kamera):
    Kamerafahrt: Eine auf ein Gefährt montierte Kamera, das typischerweise auf Schienen gelagert ist, vollzieht auf horizontaler Ebene eine gleichmäßige Bewegung durch den Raum. Die Bewegung kann dabei zum Objekt hin oder von ihm weg (Gegenbewegung) führen. Die Kamera kann aber auch auf einer kreisförmigen Bahn um das Objekt herum fahren (siehe Kreisfahrt).
    Dolly: Ein Kamerawagen, der sich frei im Raum bewegen kann und eine freie, horizontale Bewegung der Kamera erlaubt. Im Gegensatz zur Kamerafahrt ist die Bewegungsfreiheit hier nicht auf geradlinige Bewegungen entlang von Schienen beschränkt.
    Kranfahrt: Eine Kamera, die auf einem Kran montiert wurde, scheint sich frei schwebend im Raum zu bewegen.
    Handkamera: Die Kamera wird mit den Händen gehalten, sodass die Kamerabewegungen durch die Körperbewegungen des Kameramanns entstehen.
    Steadicam: Die Kamera ist am Körper des Kameramanns befestigt und wird durch ein Haltesystem so stabilisiert, dass die unerwünschten Laufbewegungen des Kameramanns weitgehend ausgeglichen werden. Steadicams ermöglichen, ähnlich wie Kamerafahrten auf Schienen oder mit einem Dolly, sehr gleichmäßige Kamerabewegungen.

  3. Die sich scheinbar bewegende Kamera (durch eine Veränderung der Brennweite wird ein Effekt erzielt, der so wirkt, als würde sich die Kamera bewegen):
    Heranzoomen: Beim Heranzoomen wird das Hauptaugenmerk auf ein bestimmtes Detail gelenkt, indem der Blickwinkel der Kamera verengt wird, wodurch sich die Ansicht des gefilmten Gegenstands vergrößert.
    Herauszoomen: Beim Herauszoomen wird der gesamte Handlungsraum einer Szene offenbart, indem der Blickwinkel der Kamera nach und nach vergrößert wird.


Piktogramme, die Bewegungen der fixierten Kamera darstellen:
Piktogramme, die Bewegungen der mobilen Kamera darstellen:
Piktogramme, die scheinbare Bewegungen der Kamera darstellen:

TC: 01:00:29 – 01:01:42

Aufgabe 1

Der Ausschnitt lässt sich in mehrere Abschnitte gliedern, in denen Lola schrittweise der Lösung näher kommt. Eine wichtige Rolle bei der Gliederung des Ausschnitts spielt der Soundtrack.
  1. Arbeiten Sie die Abschnitte mit Hilfe der Zeitleiste heraus. Ordnen Sie hierfür die farbigen Schieberegler in abwechselnder Farbfolge an.
  2. Notieren Sie in den Textkärtchen, was Lola denkt. Platzieren Sie die Kärtchen oberhalb der Zeitleiste und richten Sie die Pfeile an der Zeitleiste aus.
  3. Nutzen Sie die visuellen Marker, um zu zeigen, was Sie außerdem noch hören und wann sich etwas an der Musik oder den Umgebungsgeräuschen ändert bzw. besonders heraussticht. Schreiben Sie Wichtiges in Textkärtchen.
Abschnitte

Text
Musik/Geräusche
Musik/Geräusche
  1. Erklären Sie, wie der Soundtrack zur Gliederung des Ausschnitts beiträgt.
  2. Beschreiben Sie den Charakter und die Wirkung der Musik und setzen Sie sie in Beziehung zum Stoßgebet Lolas.

Aufgabe 2

In diesem Teil des Ausschnitts spricht Lola ihr Stoßgebet.
  1. Arbeiten Sie Einstellungsgrößen und Kameraperspektiven heraus. Entnehmen Sie dazu einige Standbilder, um die Kameraeinstellungen zu dokumentieren.
  2. Ergänzen Sie Ihre Auswahl um die passenden visuellen Marker.

TC: 01:00:29 – 01:01:21

Kameraperspektive
Einstellungsgrößen
Fokus
Notizkärtchen
  1. Beschreiben Sie, was während des Laufs mit der Geschwindigkeit passiert und welche filmsprachlichen Mittel in diesem Zusammenhang eingesetzt werden.
  2. Nennen Sie religiöse oder spirituelle Bezüge, deren Herstellung durch die Kameraführung und die Form der Inszenierung nahegelegt werden.

Aufgabe 3

Hier bekommt Lola die rettende Idee. Erst kommt der LKW ... und dann?
  1. Beschreiben Sie die Kameraführung bzw. Kamerabewegung, bevor Lola das Casino (Drehort Kronprinzenpalais 📍) entdeckt. Entnehmen Sie hierzu einige Standbilder und nutzen Sie das Kamerawerkzeug, um die veränderte Kameraposition nachzubilden.

TC: 01:01:22 – 01:01:42

Kamera
Notizkärtchen
  1. Bestimmen Sie den Eindruck, der durch die Art der Kamerabewegung vermittelt wird. Erläutern Sie, wie die Kamerabewegung und der Schnitt Lolas Erkenntnisprozess verdeutlichen.
    Unternehmen Sie hierzu ein kurzes Gedankenexperiment: Stellen Sie sich vor, Lola würde das Casino aus einer subjektiven Einstellung heraus sehen. Wie würde sich Ihre Wahrnehmung der Szene ändern? Beziehen Sie Ihre Überlegungen in Ihre Erläuterung mit ein.
  2. Recherchieren Sie Synonyme für das Wort CASINO. Erläutern Sie Ihre Recherche-Ergebnisse mit Bezugnahme auf die (dem Casino) entsprechenden Orte aus den ersten beiden Läufen.
  3. Benennen Sie die zusätzlichen religösen oder spirituellen Bezüge, die sich auf der Bildebene des Ausschnitts herstellen lassen. Erklären Sie in diesem Zusammenhang die Rolle des LKW.