Der Begriff Postmoderne bezeichnet eine Strömung der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die die Epoche der Moderne ablöst. Die Epochenbezeichnung wird von den Wortbestandteilen "post" (die aus dem Lateinischen stammende Vorsilbe drückt aus, dass etwas zeitlich oder räumlich nachgeordnet ist) und "modern" hergeleitet. Die Epoche der Postmoderne ist also die auf die Epoche der Moderne folgende Zeitepoche der deutschen Literaturgeschichte.
Einen genauen Anfang dieser Epoche kann man nicht benennen, man spricht allgemein von den Neunziger Jahren. Nachdem 1989 die Mauer gefallen war, Deutschland sich wieder vereinigt hatte und der Kalte Krieg zu Ende war, setzte in Europa ein Gefühl der Unsicherheit ein. Man wusste nicht recht, was jetzt passieren würde, denn nahezu alle bisherigen Ideologien und Weltanschauungen waren gescheitert. Staat, Kirchen und politische Parteien sowie auch die Familie als Ordnung stiftende Größen fielen aus. Sogar die eigene Identität stellte sich als brüchig und fragwürdig heraus. Dies führte dazu, dass die Anhänger der Postmoderne einen Schlussstrich unter alle bisherige Werte zogen. Die entscheidende Frage war nun: Auf wen und was kann ich mich überhaupt noch verlassen?
Die postmodernen Autoren verarbeiten diese Erfahrung, dass der Mensch keinen sicheren Platz mehr in der modernen Welt findet, sondern, nach Rollen und Lebensmodellen suchend, durch die Welt irrlichtert. Diese Welt ist zu vielschichtig und zu schwer zu durchschauen, weswegen es dem Menschen nicht mehr möglich ist, die Realität zu erfassen und sich auf die eine Wahrheit festzulegen. Das gilt auch für den Bereich des Erzählens. Das vom Erzähler Erzählte kann sich später manchmal als nicht zutreffend herausstellen. Auch die Gattung lässt nicht immer eindeutig bestimmen, da in den Werken der Postmoderne oft ein Mix aus verschiedenen Gattungen und Stilen vorliegt. Daher gibt es für den Leser auch mehrere Möglichkeiten, einen Text zu lesen und zu verstehen.
Die Geschichte des Protagonisten der Postmoderne wird oft aus dessen subjektiver Perspektive erzählt. Der „Held“ bietet zum Teil nur noch ein geringes Identifikationspotenzial. Es handelt sich bei ihm oft um einen gesellschaftlichen Außenseiter. Die Möglichkeit der positiven Entwicklung eines Charakters wird im postmodernen Erzählen vielfach geleugnet. Die Hauptfigur bleibt in ihrem Verhalten statisch und manchmal degeneriert der Protagonist sogar. Der Leser wird auch nicht mehr aufgefordert, sich mit der Hauptperson zu identifizieren. Dies wird seitens des Erzählers oftmals durch die ironisch-distanzierte Haltung zum Protagonisten und seiner Geschichte erreicht.
Das Erzählen in der Postmoderne ist nicht ausschließlich linear angelegt, sondern es weist Brüche und Sprünge auf (Rückblenden, Vorausdeutungen usw.). Eine Ähnlichkeit zu filmischen Techniken und Montagetechniken lässt sich oft feststellen. Zeitraffungen und Zeitdehnungen, Zeitsprünge und das Abbilden verschiedener Perspektiven sind dafür charakteristisch. Eine effektvolle sprachliche Gestaltung und eine ironische und ungebundene Sprache vermitteln häufig die Handlung. Die Sprache ist oft von Rhythmik und Schönheit in den Formulierungen geprägt. Die Autoren spielen virtuos mit rhetorischen Mitteln und sprachlichen Formulierungen. Hinweise auf reale historische Ereignisse und literarische Anspielungen (Intertextualität) sind in den postmodernen Texten zu finden. Im Rahmen dieser Intertextualität wird oft mit Verweisen, Verfremdungen und Zitaten gearbeitet. Allerdings sind die Autoren der Ansicht, dass alles, was sie schreiben, ein Zitat sei, da irgendjemand vor ihnen schon darüber geschrieben habe.