Traileranalyse

Trailer als Werbefilm für einen Spielfilm kennenlernen und das Verhältnis Trailer-Spielfilm einschätzen können

Der Trailer eines Film ist oft das Erste, was einen potentiellen Zuschauer dazu veranlasst, sich Zeit für einen Film zu nehmen, Geld dafür auszugeben oder sich nicht für diesen zu interessieren. Wie ein Buchumschlag mit Klappentext das Buch bewirbt, soll der Trailer Handlung und Genre des Films wiedergeben, ihn von seiner besten Seite zeigen und neugierig auf ihn machen. Wie gelingt das bei Lola rennt?


Ein Trailer ist ein kurzer Werbefilm zu einem Langfilm, der die Aufmerksamkeit des potenziellen Publikums erregen soll. Zu diesem Zweck gibt der Trailer in einem knappen Zusammenschnitt Einblicke in die spannendsten und lustigsten Szenen und Sequenzen des Films. Die Szenen werden dazu meist stark eingekürzt und normalerweise nicht in der korrekten Reihenfolge gezeigt. Größter Wert wird hingegen darauf gelegt, das Publikum in möglichst kurzer Zeit maximal für den Film zu begeistern.
Ebenso wie der Hauptfilm folgen die meisten Trailer einer Dreiaktstruktur. Sie starten mit einer Exposition (Akt 1), in der die Figuren und der Kern der Handlung vorgestellt werden. Im zweiten Akt nimmt die Geschichte Fahrt auf und spitzt sich auf einen dramatischen Höhepunkt hin zu. Der dritte und letzte Akt wird häufig effektvoll von einem eindrucksvollen Motiv aus der Filmmusik untermalt (zum Beispiel einem Musikstück mit hohem Wiedererkennungswert oder mitreißender Orchestermusik) und besteht oft aus einer schnellen Montage der beeindruckendsten und emotionalsten Szenen des Films. Manchmal werden abschließend noch die populärsten Schauspieler des Casts gezeigt.
Weil ein Trailer die Filmhandlung extrem stark rafft, gibt es oft eine kraftvolle Erzählstimme aus dem Off, die dem Publikum die Schlüsselbegriffe des Films nennt und wichtige Erklärungen zu den Bildern liefert.
1913 brachte der Werbemanager Nils Granlund den ersten Trailer ins Kino, der je in einem amerikanischen Kino gezeigt wurde. Es handelte sich dabei um einen kurzen Werbefilm, mit dem er das Musical The Pleasure Seekers bewerben wollte, das am 03. November 1913 am Broadway uraufgeführt wurde.

(Quelle: Wikipedia)

Aufgabe 1

  1. Lesen Sie den Auszug aus dem Interview mit Mathilde Bonnefoy, der Cutterin von Lola rennt.
  2. Was war das für ein Gefühl? Kann man das beschreiben? [Anmerkung: Gefühl, das während der Sichtung des Rohmaterials entstand, welches zum Gefühl für den späteren fertigen Film führte.]

    Bonnefoy: Wir haben auch noch etwas gemacht, was sehr hilfreich wurde: Wir mussten uns in der Zeit, in der wir das Material gesichtet haben, kleine Ausschnitte vormerken – für einen Teaser, den wir schneiden sollten. Das mussten wir selbst vor dem Schnitt des Films machen, damit der Film irgendwie eine Chance hatte, verkauft zu werden. Deshalb haben wir beim Gucken die ganze Zeit diese kleinen Ausschnitte zur Seite gelegt und den Teaser zuallererst geschnitten. Und – wahrscheinlich instinktiv – haben wir sehr ästhetische Momente genommen, nicht so sehr handlungsbezogene, sondern Momente wie Kamerabewegungen oder Kopfdrehen, oder Momente, die fast eine abstrakte ästhetische Qualität haben. Das haben wir alles zusammengeschnitten und einen ganz kurzen Teaser gemacht, der voller Energie und Dringlichkeit war, mit sehr schnellen Schnitten versehen. Selbst die Namen der Darsteller blitzten über die Köpfe: man sah drei Frames lang den Kopf, dann drei Frames lang den Namen etc.

    Die Energie dieses Teasers wurde unsere Inspiration für den Schnitt des Filmes, weil wir verstanden haben, als er fertig war, dass er im Grunde genau die Essenz des Filmes zum Ausdruck gebracht hatte: dass der Film nicht so sehr – wie die meisten Filme – ein psychologischer Film ist, oder ein handlungsgetriebener Film, bei dem es einen Anfang, eine Mitte und ein Ende gibt, sondern dass die Handlung in dem Fall eigentlich fast eine Nebensache ist, und dass das worum es wirklich geht, ein Gefühl ist. Und dieses Gefühl ist das der Dringlichkeit der Liebe. Diese Dringlichkeit mussten wir also, als Hauptdarsteller sozusagen, in den Vordergrund bringen. Das haben wir natürlich mit Tempo getan und im Schnitt extrem auf das Gaspedal gedrückt. Mit Hilfe dieses Teasers, der die ganze Zeit in unseren Köpfen blieb, den wir immer wieder angeguckt haben, hat sich unsere Matrix für den Film entwickelt. Dadurch haben wir die Seele des Films gefunden.

    Quelle und vollständiges Interview als PDF: vierundzwanzig.de,
    Video-Interview auf vierundzwanzig.de

  3. Wie Mathilde Bonnefoy im Interview erklärt, entwickelte sich der Rhythmus von Lola rennt schon während der ersten Sichtung des Rohmaterials. Sie beschreibt den Rhythmus als das Gefühl der „Dringlichkeit der Liebe”. Arbeiten Sie anhand geeigneter Standbilder aus dem deutschen Trailer heraus, wie die beiden Merkmale Dringlichkeit und Liebe stilistisch und inhaltlich dargestellt werden. Entnehmen Sie Standbilder, indem Sie auf das Kamera-Icon im Video tippen.

Trailer Deutschland
Werkzeug

Aufgabe 2

  1. Vergleichen Sie den deutschen Trailer mit der US-amerikanischen Version. Extrahieren Sie hierzu wesentliche Bilder und stellen Sie diese einander auf der Arbeitsfläche gegenüber. Kommentieren Sie Ihr Ergebnis mithilfe der Notizkärtchen.

Trailer Deutschland
Trailer USA
Werkzeug
  1. Erläutern Sie, welcher der beiden Trailer dem Film eher gerecht wird. Beziehen Sie in Ihre Ausführungen geeignete Aussagen aus dem Interviewauszug von Mathilde Bonnefoy aus Aufgabe 1a ein.