Was war das für ein Gefühl? Kann man das beschreiben? [Anmerkung: Gefühl, das während der Sichtung des Rohmaterials entstand, welches zum Gefühl für den späteren fertigen Film führte.]
Bonnefoy: Wir haben auch noch etwas gemacht, was sehr hilfreich wurde: Wir mussten uns in der Zeit, in der wir das Material gesichtet haben, kleine Ausschnitte vormerken – für einen Teaser, den wir schneiden sollten. Das mussten wir selbst vor dem Schnitt des Films machen, damit der Film irgendwie eine Chance hatte, verkauft zu werden. Deshalb haben wir beim Gucken die ganze Zeit diese kleinen Ausschnitte zur Seite gelegt und den Teaser zuallererst geschnitten. Und – wahrscheinlich instinktiv – haben wir sehr ästhetische Momente genommen, nicht so sehr handlungsbezogene, sondern Momente wie Kamerabewegungen oder Kopfdrehen, oder Momente, die fast eine abstrakte ästhetische Qualität haben. Das haben wir alles zusammengeschnitten und einen ganz kurzen Teaser gemacht, der voller Energie und Dringlichkeit war, mit sehr schnellen Schnitten versehen. Selbst die Namen der Darsteller blitzten über die Köpfe: man sah drei Frames lang den Kopf, dann drei Frames lang den Namen etc.
Die Energie dieses Teasers wurde unsere Inspiration für den Schnitt des Filmes, weil wir verstanden haben, als er fertig war, dass er im Grunde genau die Essenz des Filmes zum Ausdruck gebracht hatte: dass der Film nicht so sehr – wie die meisten Filme – ein psychologischer Film ist, oder ein handlungsgetriebener Film, bei dem es einen Anfang, eine Mitte und ein Ende gibt, sondern dass die Handlung in dem Fall eigentlich fast eine Nebensache ist, und dass das worum es wirklich geht, ein Gefühl ist. Und dieses Gefühl ist das der Dringlichkeit der Liebe. Diese Dringlichkeit mussten wir also, als Hauptdarsteller sozusagen, in den Vordergrund bringen. Das haben wir natürlich mit Tempo getan und im Schnitt extrem auf das Gaspedal gedrückt. Mit Hilfe dieses Teasers, der die ganze Zeit in unseren Köpfen blieb, den wir immer wieder angeguckt haben, hat sich unsere Matrix für den Film entwickelt. Dadurch haben wir die Seele des Films gefunden.
Quelle und vollständiges Interview als PDF: vierundzwanzig.de,
Video-Interview auf vierundzwanzig.de